Wieder ist ein ereignisreiches Jahr zu Ende gegangen und ich möchte mich erst einmal von Herzen bei allen für Ihre Unterstützung, Ihre Treue und Solidarität mit unseren Kindern und Jugendlichen vom Cimet bedanken. . Danke, dass Sie uns auch in diesem Jahr ermöglicht haben nach mehr als 25 Jahren unsere Arbeit fortzusetzen, auch und gerade in dieser aktuell so unsicheren Zeit. Ich will Ihnen wie immer einige Einblicke in unsere Arbeiten und die Situation in Bolivien geben.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Bolivien
Da es während der Corona Pandemie in Bolivien nicht die staatlichen Unterstützungen für Firmen und Betriebe gab, wie sie bei uns in Deutschland gegeben wurde, haben viele Firmen erheblich gelitten und sind konkurs gegangen. Diese Insolvenzen fördern nun den ohnehin schon vorhandenen Mangel an Arbeitsplätzen. Dies hat zur Folge, dass mehr Bolivianer nach Chile auswandern, um dort zu arbeiten, sei es als Erntearbeiter, in der Gastronomie, im Verkauf oder Büro…In Chile konkurrieren sie mit der großen Menge an Immigranten aus Venezuela, die oft eine geringe Bildung mitbringen und in Chile wenig Unterstützung vom Staat erhalten. Gleichzeitig verlassen gut ausgebildete Chilenen aufgrund der zunehmend angespannten Lage (Anstieg der Kriminalität) das Land. Egal wo unsere Kinder und Jugendlichen in Zukunft arbeiten werden, eine Ausbildung und ein Studium ermöglichen ihnen, ob in Bolivien oder in einem anderen Land eine bessere Zukunft und mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Eine Initiative innerhalb unseres Projektes ist neben der Hausaufgabenhilfe und dem Stipendienprojekt für Studierende und Auszubildende das Anbieten von Workshops zum Thema Betriebsgründung und Eigeninitiative im Rahmen der Wirtschaft, was in Bolivien dringend notwendig ist.
Die Zusammenarbeit mit dem Bolivianischen Kinderhilfswerk und ein neuer Freiwilliger
Erstmals seit der Pandemie arbeitet in unserem Friedhofskinderprojekt wieder ein deutscher Freiwilliger. Er heißt Mark Steinhardt und hat sich seit Ende August sehr gut im Projekt eingefunden. Unser neuer Partner in der Freiwilligenarbeit ist das Bolivianische Kinderhilfswerk. In der Zusammenarbeit mit Weltwärts wird die Freiwilligenstelle über das BKHW komplett finanziert. Das Büro des BKHW sitzt in Sucre, wo mehrere Freiwillige in den Projekten, auch über eine Begleitung durch Mentoren und über gemeinsame Seminare begleitet werden. Das BKHW fördert auch eine Vernetzung und einen Austausch der Projekte vor Ort über gelegentliche Seminare. Die Zusammenarbeit gestaltete sich bis jetzt sehr positiv und wir freuen uns über diese neue Partnerschaft.
Bericht aus unserem Stipendienprogramm
Wir blicken nun schon auf einige Jahre an Erfahrungen mit unserem Stipendienprojekt zurück. Es zeigt sich, dass das Projekt viele positive Effekte, auch über die finanzielle Hilfe hinaus hat. Die Entwicklung einer positiven Sozialisation und die Veränderung von negativen zu positiven Verhaltensweisen wird unterstützt. Das Projekt bietet Raum für die Entwicklung von Freundschaften, durch die pädagogische Begleitung verbessern sich die Ergebnisse des Studiums und auch Fähigkeiten in Bezug auf Teamarbeit und Teamleitung werden gefördert. Durch die 8 Stunden Arbeit pro Monat in den Bereichen Hausaufgabenbetreuung, Küche, Gewächshaus und bei Reinigungsarbeiten werden Engagement und Verantwortung gefördert. Insgesamt erleben unsere Erzieher das Stipendienprogramm als ein sehr effektives Werkzeug in der Arbeit mit Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen.
Erweiterung des Stipendienprojektes und Projekt für Frauen- und Menschenrechte
Eine langjährige Spenderin wird im kommenden Jahr im Rahmen des Bold Projektes München die Aufnahme von 6 zusätzlichen Stipendiaten in unser Stipendienprojekt ermöglichen. Das freut uns sehr und wir bedanken uns sehr für diese tolle Initiative! War doch im vergangenen Jahr die Nachfrage nach Plätzen im Stipendienprojekt weit höher als das Angebot an Plätzen und es mussten Bewerber abgelehnt werden.
In der Planung befindet sich noch ein weiteres vom Bold Projekt finanziertes Projekt zum Thema Frauen- und Menschenrechte. Angedacht sind Workshops, die speziell Frauen in ihrer Entwicklung und der Wahrnehmung ihrer Rechte fördern sollen. Die detaillierte Ausarbeitung von Seiten der Koordinatorin und der Erzieher des Cimet begann im Dezember und wird sich zu Beginn des Jahres 2024 fortsetzen. Wir wünschen sehr, dass die Umsetzung dieses Projektes gelingen wird und erhoffen uns dadurch gute Impulse insbesondere für die Mädchen und Jugendlichen des Cimet.
Unser Erzieherteam und seine Aufgaben im Projekt
Nilda (1. von re) arbeitete sich in diesem Jahr als Direktorin in neue Aufgaben ein, lernte viel dazu und arbeitete engagiert. Jorge (1. von li) war für die 6-10 Jährigen und für die Hausaufgabenbetreuung zuständig, Francisco (2. von li) für die Stipendiaten und die Freiwilligengruppe der Jugendlichen, Jenny (3. von li) für die Friedhofsarbeit. Alle zusammen engagierten sich in der Hausaufgabenbetreuung. Grizelda (2. von re) war die neue Psychologin.
Neues aus der Hausaufgabenbetreuung
Die Haus-aufgabenhilfe und schulische Förderung ist nach wie vor ein sehr wesentlicher Teil unserer Arbeit. Der kleine Pedro, der während Corona die Grundlagen des Schreibens und Rechnens nicht ausreichend lernte, hat sich deutlich verbessert und hat das Klassenziel erreicht. Er erhält weiter Einzelförderung. Die Psychologin versuchte, den inzwischen 15 jährigen Angel, der massive Lernschwierigkeiten hat (siehe letzter Bericht) an ein Förderzentrum zu vermitteln. Das scheiterte am Widerstand der Mutter, die der Meinung war, dass der Umgang mit den verhaltenauffälligen Jugendlichen in dem Zentrum seine Problematik eher verschlimmern würde. So erhält er weiterhin die Förderung im Cimet und hat immerhin ebenfalls das Klassenziel erreicht.
Die Diagnose von Problemen wie z.B. Leserechtschreibschwäche, Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Autismus verändert auch die Arbeit und ermöglicht zielgenauere Angebote und Interventionen. Dabei ist die Fortbildung der Erzieher, um das Anwenden verschiedener Lernmethoden und didaktischer Maßnahmen zu fördern von grundlegender Bedeutung.
Auch die Beratung der Jugendlichen, die kurz vor dem Schulabschluss stehen, in Bezug auf ihre weitere berufliche und schulische Laufbahn spielt eine wichtige Rolle.
Verhaltensauffällige Jugendliche Eine große Herausforderung für alle Pädagogen im Cimet einschließlich der Psychologin sind verhaltensauffällige Jugendliche: Aggressives Verhalten, Diebstahl (z.B. von Handys), Drogenkonsum, Alkohol sind einige Beispiele. Die Psychologin arbeitet in Einzelgesprächen mit diesen Jugendlichen. Auch die Vermittlung an Fachzentren wie Anonyme Alkoholiker, Rehabilitationszentren, die Gruppentherapie anbieten sind Teil der Arbeit. In seltenen, schweren Fällen bekamen die betroffenen Jugendlichen aber auch schon z.B. für 3 Wochen ein Hausverbot, als letzte Konsequenz, um ein Umdenken zu bewirken.
Totengedenken an Allerheiligen
Im Cimet werden auch Traditionen gepflegt und gefördert. Auf dem Bild rechts sieht man einen aufgebauten Tisch, auf dem Fotos verstorbener Angehöriger der Kinder stehen. Im Glauben der Bolivianer besuchen an Allerheiligen die Verstorbenen die Familien und essen und trinken mit ihnen. Deshalb werden auf den Tisch Getränke, Brote und besondere Speisen gelegt, die die Verstorbenen gerne aßen.
Zum 5 jährigen Bestehen des Musikprojektes Q`epiri
fand ein großes Gemeinschaftskonzert aus allen Projekten statt, in denen Q´epiri unterrichtet, einschließlich einer Ehrung der Musiklehrer.
Gisela Hörner und die Boliviengruppe des Lorenzer Ladens