“¡Limpia del nicho de la tumba una vez, por favor!”(Einmal die Grabnische putzen, bitte!). Mit diesen Worten beginnt der Arbeitstag des kleinen Juan. Mit schwerer Leiter bepackt geht er der Kundschaft hinterher. Im hinter-sten Bereich des historischen Friedhofs ist die Grabnische – nur durch die Leiter zu errei-chen. Juan muss frische Blumen in die Grab-nische stellen, einen Krug frisches Wasser für die Toten holen – so ist es Brauch in Bolivien – noch schnell die Scheiben putzen, Türchen zu, fertig. Vier Bolivianos bitte! (52 Cents) Dann wieder zurück zum Friedhofstor.
Um zum Lebensunterhalt der Familien beizutragen, müssen die Kinder und Jugendlichen auf dem Friedhof von Sucre arbeiten. Sich unter all den Kolleginnen und Kollegen zu behaupten ist nicht immer leicht. Da die Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen stammen, sind Gewalt und Erpressung, unfairer Umgang miteinander häufig ein Thema. Wie Streetworker gesellen sich Erzieher*innen unseres Projekts daher unter die Kinder und Jugendlichen, kommen ins Gespräch,
bieten Essen an und laden ins Haus der Freunde ein.
Das ist der Ort, an dem die Kinder auch einmal Kind sein dürfen. Viele Kinder und Jugendliche nennen das Haus der Freunde ein Zuhause. Dort bekommen sie ein warmes, nahrhaftes Mittagessen und etwas Brot und Obst am Nachmittag. Sie erhalten Hilfe bei den Hausaufgaben und nehmen an Freizeitangeboten teil, wie Spiele spielen, basteln, Ballspielen auf dem Sportplatz, machen Ausflüge und lernen somit auch das Leben als Kind, jenseits von Arbeit und Schule in einer liebevollen Umgebung kennen. Hausbesuche bei den Eltern und Lehrergespräche sind Teil der Begleitung der Kinder beim Heranwachsen und Lernen für eine bessere Zukunft und bei einer guten Berufsausbildung.
Die Erzieher*innen sind stets bemüht, den Kindern die Lernaufgaben spielerisch zu erklären. Durch die Pandemie weisen die Kinder große Lücken auf. Die Eltern sind oft Analphabeten und es ist ihnen nicht möglich, die Kinder schulisch zu begleiten.
Musik spielt eine wesentliche Rolle im Tagesablauf der Kinder. Mit großer Begeisterung erlernen sie die traditionellen Musikinstrumente und die alten Melodien der Anden. Das Musikprojekt kann eindrucksvolle Höhepunkte vorweisen, wie öffentliche Auftritte, Einladungen zu Veranstaltungen.
Das Projekt wird durch die Gruppe Sarvodaya aus Himmelkron finanziert (Instrumente und ein Musiklehrer).
Im Gewächshaus, gleich hinter dem Gebäude, wächst und grünt es. Eine Gärtnerin kümmert sich nicht
nur darum, dass die Pflanzen wachsen, die Kinder lernen auch etwas über das Säen, Gießen und
letztlich das Ernten. Ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung.
Agustina, die seit über 25 die Köchin im CIMET ist, freut sich, dass sie das Essen durch Gemüse und Salate bereichern kann.
Finanziert wird das Gewächshausprojekt ebenfalls durch Sarvodaya aus Himmelkron.
Aus Kindern werden Erwachsene. Einige haben einen guten Schulabschluss geschafft. Und was kommt dann?
Weiterbildung kostet in Bolivien Geld und es gibt keine staatlichen Zuschüsse. Vor einigen Jahren wurde das Stipendien-Projekt ins Leben gerufen. Die Jugendlichen mit einem positiven Schulabschuss erhalten ein Stipendium in Höhe von € 30,-- monatlich. Dieses Geld müssen sie nicht mehr auf dem Friedhof erarbeiten, sondern können die so gewonnene Zeit für ihr Studium verwenden. Sozialarbeiter*innen begleiten sie auch weiterhin und geben ihnen manchmal den nötigen Rückenwind. Die jungen Erwachsenen müssen als Gegenleistung im CIMET mitarbeiten und sich für die Jüngeren einsetzen (Hausaufgabenbetreuung, Sport, Spielen). Wir sind froh darüber, dass es einige der Studierenden bereits geschafft haben. Sie arbeiten als Krankenschwester, Buchhalter, Lehrer, etc.